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Torsi und andere Figuren von Waldemar Otto
Worpswede

22. Oktober bis 26. November 2005

 

Vernissage: Freitag, 21. Oktober 2005, 19 Uhr
in Anwesenheit de Künstlers

Die Skulpturen von Waldemar Otto wirken besonders bild- hauerisch und plastisch, gerade dies macht seine Kunst so enorm anziehend. Er bringt in seinen Arbeiten den Inhalt der Bildhauerei schlechthin zum Ausdruck, indem er die leblose und starre Materie zum Sprechen veranlagte.
Michail Pietrovskij
Direktor der Staatlichen Eremitage, St. Petersburg

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Plastik 63-67 | Plastik 93-95 | Plastik 96-99 | Plastik 02-03

Weiblicher Torso XXI, 1998, Bronze 2/6, H.: 66 cm

Intro  Über Waldemar Otto

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Nicht erst seit seiner großen Retrospektive, die ihm von der Eremitage in St. Petersburg 1997 als dem ersten deutschen zeitgenössischen Künstler ausgerichtet wurde, zählt Waldemar Otto zu den bekanntesten an die Traditionen deutscher Bildhauerkunst des 19. und 20. Jahrhunderts anknüpfenden Plastikern.
In Berlin bislang von der Galerie Hartmann+Noé vertreten, zeigt nun die Galerie am Gendarmenmarkt erstmals eine Ausstellung seiner Werke, allerdings mit einer ganz ungewöhnlichen Auswahl.
Sie stellt in direkter Konfrontation seine frühen Torsi aus den sechziger Jahren den Torsi aus dem Alterswerk gegenüber.
Jene Figuren also, mit denen Waldemar Otto in erster Linie bekannt wurde und die in den siebziger und achtzi-
ger Jahren in Kombinationen mit Wänden, Kästen, Rastern bzw. Portalen weit über das hinausgingen, was in der deutschen Plastik bis dahin geleistet worden war, lässt diese Ausstellung konsequent aus.
Anders als eine Retrospektive, die eine in sich schlüssige künstlerische Entwicklung aufzuzeigen gewillt ist, wer-den Früh- und Spätwerk als zwei Pole gegenüber gestellt.
Die frühen Torsi sind expressive Sinnbilder, bedrückende Gesten äußerster Verletztheit, Bilder der Zerstörung und der Angst, die Torsierung des Körpers als bewusstes Zerschneiden gestaltet. Sie waren nach Aussage von Otto »Ausdruck diffuser Angst«, bevor die Bedrängung später konkreter thematisiert wurde.
Im Spätwerk verknappt Otto die bildnerischen Mittel total. Ausgehend vom Modellieren mit rechteckigen vier bis fünf Millimeter starken Wachsplatten, durch Handwärme geschmeidig gemacht, durch Druck gewölbt, gebogen, kommt er zu allgemeinsten Ausdrucksformen menschlicher Körper, anfangs vorwiegend männlicher, dann auch weiblicher Torsi.
Er verzichtet nun ganz auf spezielle Themen. Man spürt durch den Leib noch das zylindrische Rohr, der Hals bleibt offen.
Die Torsierung wird nun zur Quintessenz des Körperlichen an sich. Doch die reduzierten Volumina gewinnen unvermutete Spannungen, ein leichter Knick erreicht
die Dimension eines existenziellen Zweifels, eine leichte Drehung im Körper die Größe einer grundsätzlichen Infragestellung und eine leichte Achsenverschiebung ein Zurückweichen vor dem Kommenden.
Feine Ritzungen in der weich scheinenden Oberfläche der Gusshaut, die Otto nun stehen lässt, sind grafische Zeichen und Risse zugleich.
Alle Schaffensperioden Waldemar Ottos sind geprägt von dem Wunsch, etwas von der Befindlichkeit des Men- schen, individuell Erlebtes oder Erlittenes mitzuteilen. Sein fast fünfzigjähriges bildhauerisches Schaffen vollzog sich dabei auch in Konfrontation zu jenen
Strömungen, die einer der menschlichen Figur oder der Realität verpflichteten Bildhauerei die Existenzberechti- gung absprachen. Als veränderlich erweisen sich dabei die Direktheit und Konkretheit, die Vehemenz und Ein- dringlichkeit, die einer großen Gelassenheit, einer viel allgemeineren Weisheit und damit einer die Zeiten über- dauernden Fragestellung nach dem Wohin und Warum weichen.
Formal ist es die Gegenüberstellung der künstlerischen Verallgemeinerung der konkreten Form der Natur in den frühen Arbeiten und der Konkretisierung der abstrakten Form der Wachsplatten durch Drücken und Ausbuchten zu den Wölbungen menschlicher Leiber.
Diese Spannung im bildhauerischen Werk von Waldemar Otto versucht die Ausstellung in der Galerie am Gendar- menmarkt mit Hilfe der Polarisierung zwischen Früh- und Spätwerk hervorzuheben.
Neben der Plastik wird auch eine kleine Auswahl an Radierungen gezeigt.
Die Preise der Plastiken liegen zwischen 1 500 – und 60 000, die der Grafiken zwischen 180 und 240 ?.
Das Katalogbuch, erschienen aus Anlass der Ausstellung in der Eremitage 1997 mit einem Überblick über das künstlerische Schaffen von Waldemar Otto auf 240 Seiten, ist in der Ausstellung für 25 – zu erwerben.

vollständige Rede zur Eröffnung der Ausstellung

 

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