.











Schnellsuche im Bestand




 

25. April bis 8. Juni 2008

Sabine Heller: Bilder und Skulpturen

 


Vernissage
Donnerstag, 24. April 2008, 19.00 Uhr
Es spricht:
Barry Mc Daniel,
Kammersänger und Kunstsammler, Berlin

Rubriken:
Intro l Skulpturen I l Skulpturen II l Bilder I
Bilder II l Biografie l Vernissage l Medienecho

Für größere Abbildung bitte auf die Miniatur klicken, JavaScript erforderlich

 

Träumen, 2007
 

Vernissage

 

weitere Rubriken: blättern

 

Rede zur Eröffnung einer Ausstellung am 24. 3. 2008

Guten Abend, meine Damen und Herren!
Als Sabine mich fragt, ob ich ein Paar Worte heute Abend sagen würde, habe ich zuerst grosse Lampenfieber bekommen - ein mir sehr vertrautes Gefühl auch wenn ich nicht mehr singen muss. Doch ich habe mich sehr gefreut.
Meine Jahren des Sammelns von Keramik der DDR und dann der neuen Bundesländer hat Thomas und mir so viele neue Freunde geschenkt und uns die Möglichkeit gegeben, ihre Arbeit und, noch wichtiger, was dahinter liegt, zu erfahren, dass ich wirklich nicht weiss, wie ich meine Dankbarkeit ausdrücken soll, ohne die Fassung ein wenig zu verlieren. Also versuche ich es gar nicht. Wir sind so wie so hier um über Sabine und ihr bedeutendes Oeuvre zu sprechen und nur indirekt von meinen Gefühlen.

Es ist eine Freude für mich, über Künstler zu reden, die meine Freunde sind und in diesem Fall kann ich wirklich sagen, dass als ich Sabines Stücke zum ersten Mal sah war ich so aufgeregt, wie nur ein Sammler sein kann - was Herr Stübner bestimmt bestätigen kann - und bin ich es immer noch wenn neue Stücke erscheinen.
Beim ersten Mal standen sie in einem dunklen Scheune in Sieversdorf, wo man ein wenig Angst hatte, das Ganze könnte über unsere Köpfen zusammen krachen. Diese staubige Dunkelheit, ab und zu von einem abermals staubigen Sonnenstrahl durchschnitten, gaben die Stücke eine ganz besondere Aura. Vielleicht konnte man sagen, es war fast wie die Entdeckungen in Ägypten und erst viel später erlebten wir, dass sie in vollem Sonnenlicht nichts von ihre Ausstrahlung verloren.
Ich habe Sabine gebeten, das ?Mutter-Kind" Plastik aus der erste Ausstellung, die wir in 1994 erlebt haben, nochmals hier zu zeigen, auch wenn sie sich verständlicherweise davon nicht trennen möchte, leider!

Als ich es sah war es um mich geschehen. Für mich ist es eine der schönste moderne Plastiken, die ich je gesehen habe, nur müsste es in einer Kirche stehen und nicht in einer Sammlung. Die Mutter hält ihr Kind mit schweren, schützenden Händen fest an sich gedrückt. Zu Hause bei uns kniet eine Mutter und schützt ihr Kind mit denselben schweren Händen. Dieser Plastik stand viele Jahren bei uns im Garten in einer verstecken Ecke. Jetzt steht er in unsere neuen Wohnung in Wilmersdorf und passt perfekt auch hier.
Die erste Frage, die einen Einfällt, wenn man Sabines Werke - Entschuldigung, ich kann sie nur beim Vornamen nennen, wir kennen uns so lange - die erste Frage ist, ?Wie baut sie diese Figuren überhaupt? Da sind Löcher überall, wie bei Bausteine". Und das sind sie auch, einfache Bausteine.
In einer Symposium in Römhild in 1987 hat Karl Fülle, selber ein bedeutender Keramiker und langjähriger Freund dazu, eine Ladung diese ungebrannte, lederharte Bausteine den Teilnehmern vorgesetzt und sie aufforderte, damit zu experimentieren.
Die Anderen konnten damit wenig oder nichts anfangen. Sabine merkte aber bald, dass sie endlich ?Ihr" Stoff gefunden hat, und so blieb es auch.
Sie schneidet also die Figuren aus den aufgetürmte Bausteinen. Sie werden dann bearbeitet, engobiert, Löcher die sie nicht braucht werden zugemacht, usw., Dann nimmt sie das Ganze wieder auseinander, da die Steine separat trocknen müssen. Sie werden einzeln gebrannt, und schliesslich wieder zusammengesetzt. In diesen Prozessen können viele Probleme auftreten. Stücke haben sich im Brand verzogen, die Farben haben sich geändert, Sie muss sehen, dass sie alles wieder zusammen kriegt.
Für die Zusammensetzung gebraucht sie einen starken Zementmörtel - wie sie damit umgeht bleibt ihr Geheimnis (Sie hat es mir teilweise erklärt, doch ich habe kein Wort davon verstanden, nur, dass es nicht so einfach ist wie es klingt!). Das Stück entsteht dann von unten nach oben, wie ein Gebäude. Nachher ist es fast unmöglich die Schnittstellen zu finden. Eigentlich ein Wunder für mich!
Sie hat mir erzählt, dass sie sich lieber mit weibliche als mit männlichen Modellen arbeitet. Dies hätte nichts mit dem Körperlichen zu tun sondern mit dem Seelischen. Sie findet es sehr schwer in die Seele eines Mannes sich hinein zu fühlen. Ein sehr interessante Satz, wo ihre Ehrlichkeit und Selbstkritik klar zum Ausdruck kommen.
Diese Mutter-Kind Beziehung, das weiblichste aller Frauen-Themen, beherrschte lange Zeit ihre Arbeit fast ausschliesslich. Nach Jahren gab es Leute, die dann sagten, dass sie dieses Thema genug behandelt hätte und nun etwas neues zeigen sollte. Als sie mir davon erzählt, fühlte ich mich Freund genug um auch meine Meinung von mir zu geben - Sie sollte dieses Thema, was so sehr ihr Gedanken beherrscht, nicht aufgeben nur weil Freunde es vorgeschlagen haben. Es ist ein Thema, was einem im Grunde ein Leben lang beschäftigen kann, meiner Meinung nach. Doch erst wenn sie tief im Innern allein entscheidet ein andere Weg zu suchen, wurde sie es finden und erfolgreich sein.
Hier sehe ich ein Parallel zu meinem frühen Beruf. Man kann nur das übermitteln, woran man tief glaubt. Diese Gefühle oder, wie in meinem Fall, Interpretationen, können sich im Laufe eines Lebens oft ändern, doch wenn man etwas tut, dann muss man zu dieser Zeitpunkt ganz und gar daran glauben und überzeugt sein. Morgen oder in einem Jahr kann es anders sein.
Wir sehen hier viele neue Stücke, die diese Mutter-Kind Beziehung noch in sich tragen, doch auch andere, die neuen Wege anzeigen. Die Kinder werden grösser und tragen jetzt Kleider, die, wie sie mir sagte, eine Art Panzer sind, die sie von der Aussenwelt schützt. Eine Gedanke, die mich überraschte und lange beschäftigte.
Wenn man Sabine kennenlernt, kann man fast gar nicht glauben, dass diese lebenslustige, farbig angezogene, lachende Person solche Stücke voll Tiefe und Emotion schaffen könnte. Doch könnten vielleicht die bunte Kleider der Kinder und die von Sabine eine unbewusste Parallel offenbaren? Sie könnten beide damit Gefühle verstecken, die sie nicht preisgeben möchte? Ich weiss es nicht.
Ich weiss nur, dass ab wir sie näher kennen lernen dürften, haben wir schnell erkannt, dass sie ein Person mit Tiefe und immer wiederkehrende Unsicherheit und Zweifel ist. Auch ein Parallel. Ein Künstler, ob Keramiker oder Musiker, der nicht immer wieder an seiner Arbeit zweifelt ist kein Künstler und seine Arbeit zeigt diese fehlenden Kampf mit sich selbst. Es kann perfekt sein, doch das Herz fehlt.
Viele Leute scheuen sich solche Kunstwerke in ihre nähere Umgebung zu haben, weil sie sie vielleicht beunruhigen, sie ablenken von Gewohntem. Lieber etwas dekoratives, frohes und leicht anzuschauendes, -?beliebig", wie unsere geliebte Gertraud Möhwald gesagt hätte.
Sabines Werke sind genau das Gegenteil Sie verlangen Auseinandersetzung und Konzentration, dann kommt etwas merkwürdiges zurück. Man ist bewegt, doch innerlich kehrt eine besondere Ruhe ein.

So ungefähr stelle ich mir persönlich die Kunst vor, ob es Musik, Keramik, Holz oder Bronze und das ist ganz besonders bei Sabine der Fall.
Ich wünsche Ihnen alle einen schönen Abend und nehmen sie sich Zeit und versuchen hinter dem oft rauen Äußern diese Stücke zu schauen, ihr Herz zu spüren. Wenn es nicht gelingt, gehen Sie zum Nächsten, irgendwann werden sie vielleicht sagen, ?Ja, jetzt weiss ich, was er meinte. Diese Stück spricht mich an!" Es lebt sich wunderbar mit Sabine Hellers Arbeiten.
Viele Vergnügen!

Barry Mc Daniel


Schreibweise entsprechend Original-Manuskript des Autors

 

 

weitere Rubriken: blättern

 

 

Ausstellungen

Kunsthandel l Erweiterte Suche  l Konditionen

Consulting

Startseite

aktuell l bisher l Medienecho

Grafik  Malerei  Plastik  l  Zeichnung  l  Künstler

Konzepte l Vermittlung

Impressum

 

 

 

Für die Inhalte verlinkter Internet-Präsenzen sind deren Anbieter verantwortlich, nicht die Inhaber der Galerie oder der Galerist. Gestaltung der Internet-Präsenz und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne Genehmigung nicht verwendet werden. Werk-Abbildung: Tomas Grzimek / Einrichtung Hermann Büchner – Bildschau realisiert auf Grundlage von Lightbox JS v2.0 by by Lokesh Dhakar © 2008 – 2010  All rights reserved