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                Mit der Ausstellung dieser Ausstellung bietet die Galerie am 
                Gendarmenmarkt seit ihrer Eröffnung im Jahre 2004 erstmals einer 
                jungen Bildhauerin die Möglichkeit, ihre Werke in einer 
                Einzelausstellung zu präsentieren. Künftig sollen einmal 
                jährlich junge Bildhauer diese Möglichkeit bekommen, in einer 
                kleinen Gruppe oder auch als Personalausstellung.Sarah Esser, 30jährig, ist Absolventin der Kunsthochschule 
                Berlin-Weißensee und Meisterschülerin von Prof. Berndt Wilde. 
                Schon seit dem Jahre 2003 hat sie Ausstellungen bzw. 
                Ausstellungsbeteiligungen in Frankreich, Italien, Deutschland 
                und Griechenland.
 2006 erhielt sie den Gustav-Weidanz-Preis der Hochschule für 
                Kunst und Design Halle Burg Giebichenstein, einen Preis der alle 
                zwei Jahre an junge BildhauerInnen vergeben wird. Verbunden 
                damit war eine Ausstellung in der Stiftung 
                Moritzburg/Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt. 
                Arbeitsaufenthalte hatte sie bereits in Paris, Florenz, 
                Konstanz, Bologna, Carara, Pilianis (Griechenland) und Athen.
 
 Sarah Esser steht in der Tradition der figürlichen Plastik. 
                Ansich banale Vorgänge, Körperhaltungen, Bewegungen oder 
                Begegnungen werden zum Anlass genommen, plastische Abläufe zu 
                formulieren, Volumen rhythmisch zu gliedern. Sie ahmen nicht 
                nach, weder eine Geste, noch eine Mimik, sondern sind eigene 
                vitale Schöpfungen, voller innerer Stabilität und Sinnlichkeit. 
                Die große Form differenziert sie in viele verschiedene Flächen. 
                So entsteht eine rhythmische Oberfläche im Einklang mit der 
                Gesamtform. Die großen Volumina erschließen sich so in kleinen 
                lebendigen Schritten, die verfeinerte Wahrnehmung durch den 
                Betrachter allerdings vorausgesetzt.
 
 Die Figuren entspringen dem visuellen Erlebnis, der beobachteten 
                Geste im Alltag. Nicht ohne Grund beginnt der Titel der 
                Ausstellung mit dem Begriff der Zeichnung. Die Zeichnungen 
                entstehen nach der Natur, nach Modell oder im täglichen 
                Geschehen. Sie erfassen eine Haltung, eine Situation, sicher im 
                Strich und doch suchend, Spontaneität und Nachdenklichkeit 
                bewahrend, sich vortastend bis zu einer Gültigkeit, die dann 
                nicht nur Zeichnung ist, sondern auch Ausgangspunkt für eine 
                plastische Idee.
 
 Das Relief stellt eine Verbindung, bzw. einen Übergang von der 
                flächigen Zeichnung zur plastischen Figur her. Sarah Esser 
                scheint es besonders zu liegen. Mit erlesener Raffinesse reizt 
                sie die Spannung zwischen Fläche und Plastizität aus, letztere 
                sparsam nur, wenn sie aber ausbricht aus der großen Ruhe, dann 
                mit entsprechender Vehemenz. Ihre Reliefs sind getragene 
                Melodien mit klangvollem Schlussakkord.
 
 Sarah Esser arbeitet in verschiedenen Materialien, in Gips für 
                Bronze, in Terrakotta, in Polymergips, auch in Kunstharz. Dabei 
                gelingt es ihr, sich in den ästhetischen Eigenschaften des 
                Materials einzufühlen, sie nicht als Ersatzstoffe zu verwenden, 
                sondern als Ausdrucksträger ihres Anliegens. So schafft sie 
                beispielsweise Figuren aus Kunstharz, die trotz ihrer großen 
                Volumina durch die Transparenz des Materials im Licht fast etwas 
                Schwebendes erhalten.
 
 »Zeichnung . Relief . Plastik« ist für eine Ausstellung ein 
                Allerweltstitel. Zeichnungen, Reliefs und Plastiken haben 
                Künstler schon hunderte von Jahren produziert: Frauen, Männer, 
                Kinder, Tiere und anderes immer wieder abgebildet. Sarah Esser 
                fügt ihre Sicht auf die Dinge hinzu, nicht mehr aber auch nicht 
                weniger. Was bleibt denn dem jungen Bildhauer auch übrig, will 
                er nicht mit Gewalt Volumina auf eine bisher nicht dagewesene 
                Art zusammenfügen und in den Raum zu stellen, spekulierend auf 
                einen zumeist vordergründigen Effekt. Sarah Esser tut dieses 
                nicht, sie vertraut ihrer individuellen Sicht auf die Dinge im 
                Zwiegespräch mit der Natur im klassischen
 Sinne. Gerade deshalb hat sie in der Galerie am Gendarmenmarkt 
                ihre erste Personalausstellung, zu der auch ihr erster Katalog 
                mit Plastiken und Zeichnungen erscheint.
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