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30. März bis 12. Mai 2007

Plastik und Druckgrafik
von Wolfgang Mattheuer
(1927 bis 2004)
aus Anlass des 80. Geburtstages
am 7. April 2007


Vernissage: Donnerstag, den 29. März 2007, 19 Uhr
Es spricht Dr. Heinz Schönemann, Kunsthistoriker, Potsdam




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Am 7. April 1927 in Reichenbach im Vogtland geboren, studierte Wolfgang Mattheuer von 1947 bis 51 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
Anschließend arbeitete er als Gebrauchsgrafiker, zuerst angestellt in Berlin, ab 1953 freiberuflich in Leipzig. Zugleich begann er sich intensiv mit Malerei zu beschäftigen, ebenso mit druckgrafischen Techniken, zuerst mit der Lithografie, ab 1967 mit dem Holz- und ab 1979 mit dem Linolschnitt.
1956 wurde Mattheuer Dozent und 1965 Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Neben Bernhard Heisig und Werner Tübke prägte er an der Hochschule die sogenannte Leipziger Schule, deren jüngere Generation zu Beginn der siebziger Jahre mit einem am Verismus orientierten Stil und einer mehr oder weniger scharfen kritischen Sicht auf die Realität auftrat. Obgleich in ihrer künstlerischen Handschrift sehr verschieden, prägten die drei Lehrer jedoch gleichermaßen diese für die DDR neue und ungewohnte Kunstrichtung durch ihr Wirken.
Als 1972 auf der VII. Kunstausstellung der DDR in Dresden die widerborstigen Bilder der Leipziger Schule auftauchten, stiegen die Besucherzahlen sprunghaft von 200 000 auf 600 000, fünf Jahr später sogar auf über eine Million. Es entwickelte sich ein verstärktes Interesse, mit eigenen Augen zu sehen, was die Maler über die sozialistische Wirklichkeit dachten.
Wolfgang Mattheuer z. B. malte die frohe Zukunft mit Luftballons an den Horizont, ließ den proletarisch-fleißigen Sisyphos den Stein bergauf rollen, um in einem anderen Bild vor den bergab stürzenden Steinmassen zu fliehen und den Ikarus malte Mattheuer vor, während und nach dessen Sturz.
Die Leipziger Schule bot im Vergleich zu anderen Richtungen der Malerei in der DDR die kritischste Sicht auf den ?real existierenden Sozialismus?.

Aus Anlass des 80. Geburtstages von Wolfgang Mattheuer zeigen die Galerie am Sachsenplatz und die Galerie Schwind in Leipzig sowie der Kunstverein Talstraße Halle Ausstellungen von Werken der Malerei und der Grafik.
Die Galerie am Gendarmenmarkt in Berlin, spezialisiert auf Bildhauerei, stellt erstmals das plastische Werk des Künstlers in den Mittelpunkt.

1971 hatte Mattheuer begonnen, sich mit dem dreidimensionalen Arbeiten zu beschäftigen. Die wohl bekannteste Plastik entstand 1984, der »Jahrhundertschritt«, eine 204 cm hohe Bronzeskulptur, die u.a. vor der Zentrale der Berliner Volksbank in Berlin, Budapester Straße, steht.

Sein plastisches Werk teilt sich in drei Gruppen:
Bronzefiguren bzw. Gipse, als deren Vorstufe,
Skulpturen aus Stein und
Objekte, die als Unikate aus verschiedenen Materialien zusammengefügt wurden.
Insgesamt sind 47 plastische Arbeiten entstanden.

Die Spanne reicht von Arbeiten klassischer Formauffassung der figürlichen Bildhauerei, wie der »Blinde« oder die »Klagende«, beide aus dem Jahre 1972 und beide aus Kalkstein geschlagen, bis zur ironisch-witzigen Assemblage wie das »Inselspiel« von 1977, ein Holzfundstück mit Spielfiguren oder das »Vogelnest« aus dem Jahre 2002, zwei Eier im Nest auf einer bemalten Hartfaserplatte im Rahmen unter Glas.
Die dialektische Sicht auf den ?real existierenden Sozialismus? prägt auch das plastische Werk Wolfgang Mattheuers.
Themen wie der »Mann mit der Maske«, »Gesichtzeigen«, »Verstrickt«, »Verpackte Gesellschaft«, »Fliehender Mann« oder »Ikarus erhebt sich« deuten auf seine kritische Weltsicht durchaus auch allgemeinerer Natur, gerichtet auf die gegenwärtige menschliche Gesellschaft.
Zugleich zeugen sie von einer mehr zeichnerischen Sicht auf die plastische Auseinandersetzung, die stark vom Sujet geprägt ist, weniger von einer plastischen Idee, wie beispielsweise »Sisyphos im Rad« aus dem Jahre 1975.
Zweifellos ist das plastische Werk Wolfgang Mattheuers untrennbar mit seiner Malerei und Grafik verbunden, mit seiner zutiefst kritischen Weltsicht, die mal eher lyrisch-sehnsuchtsvoll, mal aber auch ironisch-bissig vorgetragen wird.
Durch seinen plötzlichen Tod am 7. April 2004 wurde Mattheuers künstlerisches Schaffen abrupt beendet.

Der 80. Geburtstag des Künstlers ist nun ein würdiger Anlass, die bisher weniger bekannte Seite seines Schaffens an?s Licht zu holen.
Ergänzt werden die Plastiken und Objekte durch einen umfassenden Querschnitt seiner Druckgrafik, vorwiegend Holz- und Linolschnitte.

 

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