Die nächste Ausstellung ist dem Programm der Galerie am
Gendarmenmarkt verpflichtet, sich den Umbrüchen in der bildenden
Kunst nach der klassischen Moderne im 20. Jahrhundert zu widmen,
den Umbrüchen, die in Deutschland einerseits flankiert sind von
der Vorherrschaft der Gegenstandslosigkeit der Kunst und
andererseits vom Dogma eines Naturalismus sozialistischen
Inhalts.
Hermann Bachmann hat sich beidem entzogen.
1922 in Halle an der Saale geboren gehörte er dort nach 1945 zu
einem Künstlerkreis um Charles Crodel (Aus-
stellung vom 21.9. bis 16.10.05), Otto Fischer-Lamberg, Otto
Müller, Karl Völker, Waldemar Grzimek (Ausstellung
in der Galerie am Wasserturm vom 5.12.98 bis 23.1.99) und Willi
Sitte, die unmittelbar an die formalen Erfahrungen der
klassischen Moderne anknüpfend sich mit existenziellen Fragen
auseinandersetzten.
Bald unter die Kritik der offiziellen Kunstpolitik der DDR in
ihrer schärfsten Form der sogenannten Formalismusde- batte
geraten, ging er dieser aus dem Weg, indem er die Angebote zur
Förderung durch den Maler und Rektor der Hochschule für Bildende
Künste Berlin (West), Karl Hofer, sowie durch den Galeristen und
Kunsthändler Rudolf Springer annahm und 1953 Ostdeutschland
verließ.
In Westberlin angekommen sucht Bachmann den Weg zur Abstraktion,
indem er seine Figuren, Sitzende und Tänzerinnen, in klar
voneinander getrennte Farbflächen zerlegt und sich allein auf
den Rhythmus des Farbflusses konzentriert.
In der besonderen politischen Situation Westberlins verschärfte
sich hier die Debatte um die abstrakte Kunst und das
Menschenbild, die Auseinandersetzung um die Übermacht der
abstrakten Malerei immens. Ihr entzog sich Fachmann ebenfalls,
indem er ausschließlich seiner inneren Bildvorstellung folgte.
Weder das Informel noch die Op und Pop Art treffen seine
Intentionen. Und als Ende der70er und Anfang der 80er Jahre die
Neuen Wilden u. a. in Berlin gegen die intellektuell verengte
Formensprache der Minimal- und Conceptart auftraten, hatte
Bachmann für sich diesen Protest selbst schon durchlebt und die
Freude am großen Tafelbild mit wilden expres- siven
Pinselstrichen und zum Teil grellen Farben (rot und gelb), die
Hinwendung zur Konfiguration und zu grundlegenden subjektiven
Empfindungen wie Lust, Freude und Wut selbst schon vollzogen.
Bachmann musste die Malerei nicht neu erfinden, denn er war
immer Maler geblieben, allerdings wohl eher unbemerkt, denn
Bachmann war ein prominenter Individualist, unangepasst an den
bürgerliche Kunstbetrieb.
Individuelle Ansichten und Gestaltungen interessieren ihn mehr
als konformes Verhalten.
Sein Engagement während der Studentenunruhen Ende der 60er Jahre
brachte ihm in der Öffentlichkeit den Titel eines
»Kulturbolschewisten vom Steinplatz« (Sitz der Kunsthochschule)
ein.
Für die westliche Kunstszene beginnt eine Phase, die von einer
tiefen Unsicherheit, was den Fortbestand von Malerei betrifft,
behaftet ist.
1968 hat Bachmann vom Zweifel an seine Malerei getrieben, etwa
160 seiner Bilder vernichtet und erst ganz allmählich und
umsichtig wieder angefangen zu arbeiten, nachdem er sich
intensiv mit farbtheoretischen Untersuchungen befasst hatte.
Erst 1983 - nach zwanzig Jahren - zeigt er in einer
Einzelausstellung sein Werk in der Staatlichen Kunsthalle Berlin
(West), dann aber an gleichem Ort 1989 und 1992 mit ergänzenden
Ausstellungen.
Dies ist sicher auch dem besonderen Engagement des damaligen
Kunsthallen-Direktors Prof. Dieter Ruckhaberle zu danken, der
neben Karl Hofer und Rudolf Springer, wie schon erwähnt, ebenso
wie Prof. Eberhard Roters, Begründer und langjähriger Direktor
der Berlinschen Galerie, Prof. Lothar Romain, ehemaliger
Präsident der Hochschule der Künste Berlin sowie dem Ästhetiker
Prof. Robert Kudielka zu den Bewunderern und Förderern des
malerischen Werkes Hermann Bachmanns gehörte. Damit scheint auch
die Prominenz der bildenden Kunst des ehemaligen Westberlins
aufgezählt.
Hermann Bachmann malte weder seine Träume, noch malte er die
Realität. Vielmehr bewegte er sich wie ein ?Seiltänzer? (wie er
sich selbst einmal bezeichnete) zwischen allen Welten. Die
Wirklichkeit durchläuft bei ihm einen geistigen
Reflexionsprozess, der sie zu Motivzeichen verwandelt, zu Zeugen
einer geistigen Autonomie des Bewusstseinsraumes der Bildfläche.
»Bachmann rennt gegen die Wand.
Er rennt mit dem Pinsel gegen die Wand.
Der Pinsel ist sein Kopf«
Eberhard Roters in »Zwischenbericht«, Staatliche Kunsthalle
Berlin, 1992
Gisela Bachmanns Skulpturen streben eher nach Harmonie und Ruhe.
Aus den frühen Jahren zeigt die Ausstellung die »Knieende« von
1946 und die »Stehende« von 1948.
Gisela Bachmann hatte in Halle bei Gustav Weidanz in den 40er
Jahren Bildhauerei studiert, Karl Völker unter- richtete sie im
Akt- und Porträtzeichnen.
Nach der Geburt des zweiten Kindes im Jahre 1953 stellt sie ihr
eigenes künstlerisches Schaffen zugunsten familiärer
Verpflichtungen zurück. Auch die Hektik der Großstadt Berlin ist
ihrem Streben nach innerer Ruhe abträglich. So schafft sie einen
Neuanfang erst nach 25 Jahren bin ihrer Geburtsstadt Karlsruhe,
wo sie sich dann in dem elterlichen Grundstück ein Atelier
einrichten kann. Aber erst ab 1987 erreicht sie in ihrer Arbeit
ein Niveau, das sie gelten lässt. In der Ausstellung sind neben
den frühen Skulpturen Arbeiten aus den Jahren 1996 bis 2005 zu
sehen.
Gisela Bachmanns Figuren sind von einer feinen Sinnlichkeit. Die
plastische Form neigt zur Geschlossenheit, zur inneren Ruhe.
Jegliche Gestik oder dramatische Akzente sind ihr fremd. Ihr
gegenwärtiges Schaffen scheint wie eine Flucht aus dem
exzentrischen Leben an der Seite des Malers Hermann Fachmann in
der hektischen Großstadt Berlin in die Besinnlichkeit des
eigenen Ego im eher ländlichen Elternhaus in Karlsruhe-Durlach.
Zunehmende Freude an Details innerhalb der großen Form, mitunter
spielerische Züge annehmend, reichern die Sinnlichkeit an und
künden von ihrer eigenen Freude am Modellieren. |