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Malerei von Erich Seidel
1895 - 1984

aus Anlass seines 110. Geburtstages

 

 

Vernissage
1. Dezember 2005, 19 Uhr

Ausstellung
2. Dezember 2005 bis 15. Januar 2006



Erich Seidel 1977 in Berlin




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Intro: Über Erich Seidel

»Malerische Träume als Dichtung von Welt und Menschen« titelte ein Artikel im »Südkurier« vom 4.August 1970 über die Erich-Seidel-Ausstellung zum 75. Geburtstag des Künstlers in Konstanz.
In der Tat ist damit das Lebenswerk des im Jahre 1895 geborenen Malers aus dem Vogtland, sehr treffend be- schrieben.
Erst seit 1945, als Fünfzigjähriger also, war er als Maler freiberuflich tätig, bis zu diesem Zeitpunkt unterrichtete er in einer Hauptschule in Rabenau bei Dresden. 1950 entdeckte der bekannte Kunsthistoriker Richard Hamann den Maler Seidel und holte ihn als Lehrer für die Studenten der Kunstgeschichte an sein Institut der Humboldt-Universität Berlin. Sich gegen die Doktrin des sozialistischen Realismus wehrend, verließ er jedoch 1956 die DDR und siedelte sich schließlich in Wallhausen bei Konstanz am Bodensee an, wo er 1984 verstarb.
Seidels Thema war der Mensch, konkret zwar in seinem Abbild, die Individualität jedoch abgestreift. Seine Men- schen existieren jenseits der Zeit in Räumen großer Stille, zu einem anonymen Typus reduziert, sie wirken unan- tastbar, einsam mitunter. Selbst bei genreartigen Gesellschaftsszenen scheinen sie zwar durch das Leben mit- einander verbunden, bleiben aber letztendlich für sich allein.
Freilich hat er auch Landschaften und Stilleben gemalt, doch war Seidel, wie er von sich selbst einmal sagte, in seiner Malerei dem Menschen verfallen.

Die Ausstellung gibt einen Überblick über die verschieden Schaffensperioden. Sie zeigt Werke zwischen den Jah- ren 1937 bis 1984. In diesen Jahren entwickelte sich Seidels Malerei von einer bevorzugten geometrischen Ord- nung im Sinne Cézannes, die Farbflächen akzentuiert gegeneinander gestellt, hin zu einer sich auflösenden Form. Zögernd treten nun die Figuren aus dem diffusen Hintergrund hervor, die Umrisse werden unschärfer, der Farb- auftrag dünner, durchscheinender. Es herrscht ein verhaltener Ton der Entrücktheit, ein Hauch des Traumhaf- ten, gar des Verdunstens von Realität in diesen Bildern.
Seidel wandte sich nun ausschließlich der Ölpinselzeichnung auf Papier zu, die er in ihrer malerischen Verdichtung geradezu perfektionierte. Indem er die Ölfarbe stark verdünnte, erhielt er eine tuscheähnliche Flüssigkeit, die sich schnell und leicht vermalen ließ und dennoch jene spezifische Charakteristika des Malmittels bewahrte, wie den Glanz und die Lasur. Im Übereinanderlegen mehrerer Farbschichten erzielte Seidel mehrdeutige Färbungen, die auf der Palette nicht zu mischen gewesen wären. Damit erzeugte er jenen geheimen Dämmerzustand, jene diffuse Räumlichkeit.
Im Spätwerk wird Seidel zunehmender abstrakter, ohne aber gegenstandslos zu werden. Die Entkörperlichung der schemenhaft auftauchenden Gestalten nährt nun ausschließlich die Verinnerlichung. Die Bildschöpfungen er- scheinen gedämpft und erleuchtet zugleich. Sie neigen zur Monochromie und enthalten dennoch reiche farbige Werte.
Erich Seidel war als Maler Autodidakt. Systematisch beschäftigte er sich mit den Grundlagen bildnerischen Ge- staltens, mit Kompositions- und Farblehre, entdeckte für sich, was künstlerisch arbeiten heißt, fand seine eige- nen Möglichkeiten einer künstlerischen Logik. Als Lehrer an der Humboldt-Universität konnte er diese Erfahrungen an die Studenten der Kunstgeschichte weiter geben.

Der allgemein anerkannte Spezialist für das Werk Rembrandts, Prof. Dr. Werner Sumowski, der in den 50er Jahren bei Erich Seidel Unterricht hatte, schrieb über ihn im Katalog zur Ausstellung »Erich Seidel. Malerei und Zeich- nung« im Rosengartenmuseum in Konstanz 1995: »Während Erich Seidel zeichnete, während er auswog und bemaß, erläuterte er uns Sinn und Notwendigkeit jeder seiner formalen Entscheidungen. ... Uns gingen die Kon- sequenzen auf, die sich aus dem ersten Strich auf der Fläche ergaben. Bildnerische Logik wurde uns zum Begriff an Seidels Improvisationen, die sich als künstlerische Meditationen erwiesen.«

Einen »Grandseigneur der Malerei« nannte ihn der »Südkurier« 1975 anlässlich der Überlinger Ausstellung. Allerdings blieb sein Werk weithin unbekannt, außerhalb seiner Region jedenfalls. In Berlin (West) gab es nur 1984 in der Galerie Dorsch einmal eine Ausstellung der Malerei von Erich Seidel.
Doch schon im Jahre 1950 hatte eine der wenigen privaten Galerien in der DDR, die Galerie Henning in Halle, die sich in den 50er Jahren im Widerstand zur offiziellen Kulturpolitik der Pflege der klassischen Moderne und ihrer Nachfolger widmete, ähnlich wie die Galerie Rose in Berlin (West), eine Ausstellung mit Werken von Erich Seidel veranstaltet. Ende der 50er Jahre musste die Galerie Henning dann schließen.
Weitere Aufmerksamkeit fanden aber seine Werke in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz.

Aus Anlass seines 110. Geburtstages zeigt nun die Galerie am Gendarmenmarkt zum zweiten Mal in Berlin Werke des Malers aus dem Vogtland.

 

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