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5. Dezember 2008 bis 24. Januar 2009

Fritz Cremer – Bildhauer und Zeichner

Vernissage
Donnerstag, den 4. Dezember, 19 Uhr

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Lithografie l Publikation l Lebensdaten l Medienecho

rechts: Fritz Cremer im Atelier, Foto: Nachlass

Intro

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Der Herkunft nach ist Fritz Cremer Westfale, am 22. Oktober 1906 geboren in Arnsberg an der Ruhr, aufgewachsen im Ruhrgebiet. In Essen absolviert er eine Steinbildhauerlehre und besucht Abendkurse an der Folkwang-Schule. 1926 wird er hier Mitglied der Kommunistischen Arbeiterjugend und 1929 Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands. Sein soziales Gewissen hat ihn zum Kommunisten gemacht, der er zeitlebens blieb.
1930 bis 1934 studiert Fritz Cremer bei Wilhelm Gerstel an der Hochschule der bildenden Künste in Berlin-Charlottenburg und von 1934 bis 1938 ist er bei ihm Meisterschüler.
1937 erhält Cremer den Großen Staatspreis der Preußischen Akademie der Künste, verbunden mit dem Studienaufenthalt in der Villa Massimo in Rom und mit Reisen nach Florenz und Neapel. Viele Ausstellungsmöglichkeiten eröffnen sich ihm. Von 1938 bis 40 arbeitet er zusammen mit Gustav Seitz im Meisteratelier der Preußischen Akademie der Künste. 1939 folgt ein weiterer Studienaufenthalt in der Villa Massimo in Rom. Ab 1940 ist er Soldat in Griechenland. 1942 bekommt Cremer den Rompreis mit einem sechsmonatigen Studienaufenthalt in der Villa Massimo in Rom, danach setzt er den Kriegsdienst fort. Bei einem Fluchtversuch gerät Cremer in jugoslawische Kriegsgefangenschaft. 1946 wird er entlassen und geht nach Wien. Hier beruft man ihn zum Professor an die Hochschule für angewandte Kunst. Für die Opfer des Faschismus schafft er auf dem Wiener Zentralfriedhof ein Mahnmal. Es folgen antifaschistische bzw. Antikriegsdenkmale in Wien, Mauthausen Knittelfeld und Ebensee sowie einige nicht ausgeführte Entwürfe. 1950 wird Cremer zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, es folgt die Umsiedlung und 1951 die Berufung zum ordentlichen Mitglied der Akademie. 1954 wird er zum Sekretär der Sektion Bildende Kunst der Akademie der Künste gewählt und 1974 zu ihrem Vizepräsidenten.
1952 beginnt er mit den Entwürfen zum Buchenwalddenkmal, das 1958 eingeweiht wird. 1953 wird der »Aufbauhelfer« vor dem Berliner Roten Rathaus aufgestellt.
In den Jahren 1959 bis 60 arbeitet er am Mahnmal für das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, 1963 bis 68 am Brechtdenkmal, 1966 bis 69 am Spanienkriegsdenkmal, 1978 bis 72 am Denkmal für Galileo Galilei in Chemnitz und 1975 wird die Skulptur »Aufsteigender« in New York vor dem UNO-Gebäude aufgestellt.
1975/76 schafft Cremer den »Gekreuzigten« für die Kirche in Berlin-Friedrichshagen.
Cremers plastisches Werk ist wesentlich durch die Sinnlichkeit geprägt, die er zu beschwören weiß im Elend wie in der Verheißung, er hat Leben begreiflich gemacht. Als Bildhauer hat er beeindruckende Mahnmale gegen Krieg und Faschismus geschaffen, hat die Denkmalskunst in Deutschland nach 1945 maßgeblich geprägt. Darüber hinaus war für Cremer der nackte menschliche Körper ein unerschöpfliches Experimentierfeld zur Erprobung plastischer Formen, die verschmolzen mit der erotischen Ausstrahlung des Dargestellten.
Neben seinen Skulpturen hinterlässt er auch ein umfangreiches grafisches Werk zu sozialen und literarischen Themen.
Breiten Raum nehmen die Beziehungen zwischen Mann und Frau ein. Es sind Zeichnungen, Radierungen und Lithografien, thematisch zum Teil verbunden mit den Skulpturen, aber auch völlig eigenständig im Verhältnis zur Bildhauerei.

Zwiespältige Meinungen über die politische Rolle, die Cremer im gesellschaftlichen System der DDR gespielt hat, beeinträchtigen mitunter seine künstlerische Wertschätzung. Die Übersiedlung von Wien nach Berlin (Ost) geschah in der Absicht, sich nach dem Erlebnis Faschismus mit seiner Kunst in den Dienst einer neuen Gesellschaft zu stellen.
Sein künstlerisches aber auch sein kulturpolitisches Wirken in der Akademie der Künste, im Verband Bildender Künstler und in anderen gesellschaftlichen Gremien verband er mit der Hoffnung auf eine sozialere Welt.

Doch schon zu Beginn der 50er Jahre, insbesondere mit seinen Entwürfen für das Buchenwalddenkmal, gerät auch Cremer in den Verdacht, ein ›formalistischer‹ Künstler zu sein, obwohl er vom Wesen seines Schaffens eher ein Traditionalist war und zeitlebens seine ästhetische Entscheidung für eine konventionelle Bildhauerei kultivierte. Erst in den 60er Jahren überwindet er seine konfrontative Stellung zur Moderne, die auch geprägt war durch die Ideologien des kalten Krieges, und rang sich zu toleranteren Anschauungen durch.
Seine Einflussmöglichkeiten nutze Cremer immer, um sich für die Freiheit der Kunst einzusetzen, sich den dogmatischen Auffassungen des sozialistischen Realismus zu entziehen. Er gehörte zu denen, die ihre öffentlichen Auftritte streitbar nutzten.
Seine Rede auf dem V. Kongress des Verbandes Bildender Künstler 1964 manifestiert einen Schnittpunkt im Denken Cremers: »Wir brauchen die freie Entscheidung über Stoff und Form jedes einzelnen Künstlers« sagt er und weist damit die ständige Einmischung der SED-Führung in die Belange der Kunst zurück.
1967 wird er in der Akte des Ministeriums für Staatssicherheit als Oppositioneller, als Feind des Sozialismus und als Aufwiegler charakterisiert.
Cremer konnte die Freiheit der Kunst in der DDR nicht erkämpfen, ihre Spielräume auszudehnen, hat er zweifellos energisch versucht bei allen Vorteilen, die dieses System für Cremer dennoch bereithielt.
Im Ungewissen bleibt seine Entscheidung, im Krankenhaus liegend, seine Unterschrift unter den Appell gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns widerrufen zu haben. Nach diesem Schritt war er in den intellektuellen Kreisen der DDR sehr isoliert.
Als die DDR zusammenbricht, ist Cremer schon schwer erkrankt. Am 1. September 1993 erliegt Fritz Cremer seinem Leiden.
Zweifellos ist er einer der bedeutenden figürlichen Bildhauer in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland.

 

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