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9. Februar bis 25. März 2007

Karl-Heinz Krause

Bronzeskulpturen, Reliefs und
Zeichnungen
aus fünf Jahrzehnten


Vernissage:
Donnerstag, 8. Februar 2007, 19.00 Uhr
in Anwesenheit des Künstlers




Rubriken:

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Als Karl-Heinz Krause in jungen Jahren zusammen mit seinem Vater wiederholt Berlin besuchte, bewunderte er schon die Schönheit des Gendarmenmarktes.
Als er 1947 mit dem Studium in Berlin begann, stand er vor den Trümmern des Schauspielhauses und des Deutschen und Französischen Domes.
Seit 1965 in Mainz arbeitend und lebend freut es ihn nun besonders, seine 91. Einzelausstellung und seine 18. in Berlin in einer Galerie zu zeigen, die unmittelbar am wieder erstandenen Gendarmenmarkt liegt.

Die älteste Plastik der Ausstellung ist aus dem Jahre 1953, aus einer Zeit also, als er noch bei Richard Scheibe Meisterschüler war. Insbesondere die plastische Strenge des Lehrers hat Krause zeitlebens geprägt.
Aber schon 1956 entsteht der »Aufstehende«, mit dem er seinen eigenen plastischen Stil geprägt hat. Mit der »Stillen Stunde« von 1955/56 realisierte er schließlich seine plastische Vision von einem bewundernswerten Gleichgewicht zwischen Körper und Raum, von einer den Raum füllenden Bewegung und ungezwungenen Körperlichkeit, die Krauses Skulpturen nie monumental oder statuarisch wirken lassen, sondern immer gelöst und natürlich. Dieser Vision ist Krause bis heute treu geblieben. Die jüngste Plastik der Ausstellung ist die »Träumende III« aus dem Jahre 2003, die der gleichen plastischen Haltung verpflichtet ist.

Krause verfolgt von Anfang die Fortsetzung der Tradition figürlicher Bildhauerei. Er gehört damit zu einer oftmals befehdeten oder belächelten Minorität, während an ihm Moden wie der Minimalismus, die Schrottplastiken, der Hypernaturalismus oder Environments abprallen. Festhaltend am Körper, an der schönen Form überwindet er sie zugleich.
Dreiecke der Beinstellungen und Rhomben der Armhaltungen umkreisen einen Raum, Trapeze und Parallelogramme strukturieren die Körper. Krause umschreibt den Begriff ?Mensch? mit einer mathematisch anmutenden Konstruktion, die sich in ein widersprüchliches Verhältnis zu den fließenden Linien setzt. Hineingreifen in den Raum, Klarheit und Übersichtlichkeit im Raum erzeugen, stellen Krauses plastisches Prinzip dar. Nicht nur Leib sein, immer auch Form, oder auch nur Form - manchmal erinnert seine Konsequenz der Linienführung an die Bilder von El Greco.
Mit der Geometrisierung der menschlichen Figur verschwindet auch die Unterschiedlichkeit der Geschlechter, es ist der jugendliche unbekleidete Mensch, das junge Mädchen hat etwas vom jungen Mann angenommen, und dieser in Gegenseitigkeit etwas von seinem
Partnergeschlecht. Abgesehen von den notwendigsten Kennzeichen ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern aufgehoben. Die schlanken, sportlich erscheinenden Körper verkünden die Gleichberechtigung. Alles Schmeichlerische wird tunlichst vermieden.

Doch durchbricht Krause wiederholt und auf verschiedene Weise sein plastisches Prinzip.
Es ist sein Arkadien, wohin es ihn immer wieder zieht und das seine Plastiken auf ganz andere Weise beseelt als die Geometrie. Das Erleben barocker und klassizistischer Architektur in Berlin und Potsdam in seinen jungen Jahren lässt die Sehnsucht nach Italien erwachen.1958 reist Krause das erste Mal nach Rom, 1987 ist er Ehrengast in der Deutschen Akademie Villa Massimo. Es folgen mehrere Aufenthalte in der Villa Romana zu Florenz. Hier durchfährt sein Schaffen eine ganz anderen Sinnlichkeit. Er schwelgt in natürlicher Körperlichkeit, taucht in das pralle Leben weiblicher Leiber und bewundert die Grazie fraulicher Bewegung. Er nähert sich dem Naturhaften, auch wenn seine Architektur selbst diesen Figuren zu Grunde liegt, für den Betrachter aber eher unbemerkt. Italien führt Krause aber auch zur griechischen Antike. Da tummeln sich die Götter und Göttinnen, die Naturgeister und mythologischen Helden, Sirenen, Nymphen und Pferdemenschen, alles ovidisch-metamor-phosenhaft.
Krauses Bronzen werden natürlichste Gestik, gespeist aus einem selbstverständlichen Lebensgefühl der Arka- dienhaftigkeit. Doch der Weg führt auch immer wieder zurück zu den Rhomben, Trapezen und Linien. Beide Bestrebungen existieren nebeneinander und verwoben miteinander, auch in seinen Grafiken und Reliefs, die sparsam die Ausstellung der Bronzeskulpturen ergänzen.

Gepaart ist das bildhauerische Werk von Karl-Heinz Krause mit einer noblen handwerklichen Gesinnung. Unterschiedliche Patinierungen von grünlich, bräunlichen Tönungen über fast keramische Färbungen, bläuliche und blaue Oberflächen bis hin zu einem goldfarbig polierten Jüngling zeigen das Streben nach dem Gleichklang von handwerklicher Noblesse und einem Typ von Menschen, der im Einverständnis mit der Welt lebt, eine klassisch anmutende Stille verbreitet und durch Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit bezaubert. Das Werk Krauses ist ohne Predigten, ohne Auflehnung, ohne proklamierte Rechthabereien, auch ohne Diffamierungen anders Arbeitender. Es ist Umarmung von Liebenden, es ist der Glanz der Körper, es ist nymphische Verführung. Es ist die »Stille Stunde«.

 

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