Am 22. Oktober 2006 jährt sich der Geburtstag des Bildhauers Fritz Cremer, der
1993 verstorben ist, zum 100. Mal.
Im sauerländischen Arnsberg geboren, aufgewachsen in Essen-Recklinghausen in
einem katholischen Eltern- haus, wandte sich Cremer zwanzigjährig dem Marxismus
und der Kommunistischen Partei zu, eine für ihn grundsätzliche und lebenslange
Entscheidung, die sein bildhauerisches Werk zutiefst prägte.
In ihr wurzelte auch sein tiefer Antifaschismus, der ihn nach dem Niedergang des
Faschismus in den Jahren 1946 bis 48 veranlasste, sich dem Entwurf und der
Ausführung des Denkmals auf dem Wiener Zentralfriedhof für 1 500 durch die
Faschisten hingerichtete Österreicher zu widmen.
Es folgten das französische Mahnmal im KZ Mauthausen und das Denkmal für die
NS-Opfer im österreichischen Knitterfeld.
In den Jahren von 1951 bis 67 schließlich schuf Cremer die Mahnmale in den
Konzentrationslagern Buchenwald und Ravensbrück sowie in der Gedenkstätte der
DDR in Mauthausen. Es sind insbesondere diese öffentlichen Mahnmale, die Cremer
berühmt machten.
Daneben schuf er viele sinnliche Plastiken, weibliche Akte, Torsi usw., die aber
weit weniger bekannt wurden.
Seiner politischen Haltung folgend, engagierte sich Cremer politisch für die
Entwicklung der DDR, vor allem für die Herausbildung einer ihr dienenden
Bildhauerei, wobei sich seine ästhetischen Vorstellungen sehr bald an jenen der
Partei- und Staatsführung rieben.
Die unproduktiven Auseinandersetzungen - unproduktiv, weil nicht künstlerisch,
sondern rein politisch argumentiert wurde - ließen seine Distanz zum politischen
System der DDR wachsen, bis auch er von der Staatssicherheit bespitzelt wurde,
ohne aber jemals seine kommunistische Grundeinstellung oder die DDR an sich in
Frage zu stellen, was ihn immer wieder in Konflikte stürzte.
1951 wurde Cremer als ordentliches Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin
berufen.
In jenen Jahren zwischen 1951 und 1972 betreute er dort insgesamt 16
Meisterschüler.
Aus Anlass des 100. Geburtstages von Fritz Cremer zeigt die Galerie am
Gendarmenmarkt Werke von:
Lore Plietzsch, Bildhauerin, Meisterschülerin von 1952 bis 1956
Wieland Förster, Bildhauer, Meisterschüler von 1959 bis 1961
Friedrich B. Henkel, Bildhauer, Meisterschüler von 1966 bis 1969
Heinz Zander, Maler und Grafiker, Meisterschüler von 1967 bis 1970
Sabina Grzimek, Bildhauerin, Meisterschülerin von 1969 bis 1972.
Ganz unterschiedlich sind die ?Schüler? ihrem ?Meister? gefolgt, ihm
nachstrebend, sich auseinandersetzend, aber auch sich distanzierend. Zu
unterschiedlichen Zeiten setzten sie sich auf verschiedene Weise ab von seinen
ästhetischen und politischen Einsichten, geprägt natürlich auch von den eigenen
Biografien.
In der formalen Konsequenz plastischer Umsetzung der menschlichen Figur sind die
Schüler weiter gegangen, im Anknüpfen an Vorbilder aus der Geschichte der Kunst
sind sie vielfältiger und in ihrer ästhetischen Position differenzierter,
weniger politisiert als Cremer.
Bekannte Künstler sind sie allemal, ihre Werke sind im öffentlichen Raum und in
Sammlungen verankert, im Ausstellungsbetrieb des In- und Auslandes haben sie
einen festen Platz.
Werke von Fritz Cremer sind schon lange im ständigen Bestand der Galerie am
Gendarmenmarkt, Werke von Wieland Förster und Sabina Grzimek schon seit
längerem. Erstmalig kommen die Plastiken von Lore Plietzsch und Friedrich B.
Henkel hinzu und ebenfalls die Grafiken von Heinz Zander, einem Leipziger Maler
und Grafiker, aus der Generation, die zu Zeiten der DDR den Namen der Leipziger
Schule in der Malerei geprägt hat, neben Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer
oder Werner Tübke. |