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2. Juni bis 23. Juli 2006

Zwei Entdeckungen


Der Bildhauer Robert Riehl (1924 bis 1976)
Skulpturen und Zeichnungen

Die frühen Bilder der Bildhauerin
Ingeborg Hunzinger (geboren 1915)


Vernissage
Donnerstag, den 1. Juni 2006, 19 Uhr
es spricht Dr. Hildegard Gräfe

Rubriken:
Intro l Biografie l Publikationen l Vernissage l Medienecho
Riehl  Plastik I
l Plastik II l Plastik III l Plastik IV l Zeichnung
Hunzinger  Bilder I
l Bilder II l Bilder III

Intro

 

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Nicht viele erinnern sich an den Bildhauer Robert Riehl, der schon 1976, im Alter von 52 Jahren an einem Krebsleiden verstorben ist.
Der frühe Tod, seine Invalidität infolge eines Verkehrsunfalls, insbesondere aber seine bohemehafte Lebensweise haben dazu geführt, dass nur ein kleines bildhauerisches Werk entstanden war, klein von der Menge her, klein aber auch in Bezug auf die Dimensionen, denn monumentale Skulpturen konnte Riehl nach dem Verkehrsunfall nicht mehr schaffen.
Klein blieben die Plastiken sicher auch, weil ihm durch die herrschende Kulturpolitik der SED die Anerkennung versagt blieb.
Sein Entwurf innerhalb eines Kollektivs der Bauakademie für ein Mahnmal des KZ Buchenwalds erhielt zwar im Wettbewerb den ersten Preis, wurde aber nicht ausgeführt, der Auftrag zur Schaffung von vier Großplastiken
für die Magistrale der neu erbauten Stadt Stalinstadt (heute Eisenhüttenstadt) wurde ihm entzogen, weil seine Entwürfe unzureichend ?sozialistisch realistisch? waren und die Ausstellung »Junge Kunst – Grafik und Plastik«, die von Fritz Cremer initiiert war und an der Riehl sich beteiligt hatte, wurde von den SED-Kulturfunktionären massiv angefeindet.
Durch seine Invalidenrente finanziell abgesichert verzichtete Riehl fortan auf Ausstellungen und Aufträge, er widmete sich kleinen, unideologischen und unproblematischen Arbeiten.

Dabei begann die Entwicklung von Robert Riehl so hoffnungsvoll.
Er hatte von 1940 bis 43 an der Akademie der Schönen Künste in München bei Josef Thorak, der mit seinen monumentalen Plastiken im Dritten Reich berühmt geworden war, Bildhauerei studiert, ohne dabei Schaden zu nehmen.
1951 bewirkte dann Gustav Seitz, dass Riehl zu ihm als Meisterschüler an die Akademie der Künste Berlin (Ost) kommen konnte.
Der Bildhauer Werner Stötzer, gleichzeitig Meisterschüler bei Gustav Seitz, schreibt darüber: »Riehl war als Bildhauer Meisterschüler bei Gustav Seitz. Das war zu der Zeit ein Privileg. Leider nutzte er es nicht, er küsste zu viel und spielte noch höher.« (Katalog des Städtischen Museums Eisenhüttenstadt)

Dennoch hat er einige bemerkenswerte Plastiken hinterlassen, z. B. »Gefallener Krieger«, 1972/75, über die der Kunsthistoriker Dr. Heinz Schönemann im gleichen Katalog schreibt: »Besonders blieb die Gestalt eines sterbenden Soldaten in Erinnerung, dessen Zusammenbrechen auf eine solche imaginäre Mitte bezogen, eine beeindruckende Dynamik entwickelte.« Und über Riehls »Große weibliche Figur« schrieb er: »Noch Jahre später erregte es Aufsehen, wenn ich bei Vorträgen über Berliner Bildhauerei ein Diapositiv dieser Figur zeigte, dieser übermächtigen schwebenden Kugel, aus der heraus sich Leib und Glieder als zentrifugale Kräfte den Raum erobern.«
Der Initiative der Ingeborg Hunzinger war es zu verdanken, dass wenigstens diese Plastik von Robert Riehl nach seinem Tode im Treptower Park in Berlin öffentlich aufgestellt wurde. Später beschädigt, nun wieder restauriert steht sie jetzt als Leihgabe im Städtischen Museum Eisenhüttenstadt.
Aus der Zeit in Stalinstadt ist die Plastik »Maurer« übriggeblieben, inzwischen restauriert und in Eisenhüttenstadt aufgestellt. In seiner Jungenhaftigkeit und dem unrevolutionären Pathos erinnert sie an das Denkmal Heinrich Heines von Waldemar Grzimek, das eben in dieser Zeit aus den gleichen Gründen auf Geheiß der SED-Funktionäre nicht – wie geplant – im Kastanienwäldchen hinter der Neuen Wache in Berlin aufgestellt, sondern in den Park am Weinbergsweg verbannt wurde.
Man stieß auf die Arbeiten von Riehl, wenn man die Bildhauerin Ingeborg Hunzinger in Rahnsdorf besuchte, denn im Jahre 1968 hatten beide geheiratet, nachdem sie schon gemeinsam Meisterschüler an der Akademie der Künste Berlin gewesen waren, Ingeborg Hunzinger bei Fritz Cremer.

Die Vorbereitung dieser Ausstellung brachte aber noch eine zweite Entdeckung zu Tage: die frühe Malerei der Bildhauerin Ingeborg Hunzinger, die, inzwischen 91jährig, 1995 mit der Aufstellung des Denkmals »Frauenprotest in der Rosenstraße«, ein Figurenensemble aus Rochlitzer Porphyr im Gedenken an jene arischen Frauen, die 1943 lautstark, mutig und erfolgreich gegen die Verhaftung und die beabsichtigte Deportation in verschiede Lager ihrer jüdischen Männer protestiert hatten, ihr künstlerisches Hauptwerk vollendet hat.
Ihr Großvater, Philipp Franck, Mitglied der von Max Liebermann gegründeten Berliner Secession, wohnhaft in Berlin-Wannsee, war ein frühes Vorbild für Ingeborg Hunzinger, sich mit Malerei zu befassen. Sie neigte aber eher zum schnellen Aquarell, als zur mehr Zeit in Anspruch nehmenden Ölmalerei des Großvaters. Später, während ihrer Emigration nach Italien traf sie in Florenz den Maler Helmut Ruhmer aus Halle, der in der Villa Romana ein Stipendium hatte. Mit ihm ging sie dann nach Sizilien, lebte mit ihm, bis er, 1945 noch zum Militär eingezogen, im Kriege fiel. Auf Sizilien ist auch eine Reihe bemerkenswerter Bilder der Ingeborg Hunzinger entstanden.

Diese frühen Bilder der Bildhauerin Ingeborg Hunzinger werden nun erstmals in der Öffentlichkeit präsentiert, zusammen mit dem bildhauerischen Werk Robert Riehls.
Dieses wurde in jahrelanger Arbeit zusammengetragen, zum Teil restauriert und in Bronze gegossen von der Medizinerin Dr. Hildegard Gräfe. Dank Ihrer Initiative und Leidenschaft ist es heute möglich, sich des Bildhauers Robert Riehl zu erinnern und durchaus zu sehen, dass er nicht nur ?zu viel küsste?.


Der Dank des Galeristen gilt Frau Dr. Hildegard Gräfe für ihre Initiative und umfangreiche Vorarbeit zu dieser Ausstellung.

Zum Werk Robert Riehls wurde vom Städtischen Museum Eisenhüttenstadt ein Katalog herausgegeben, der in der Ausstellung erworben werden kann, Informationen und weitere Publikationen hier.

 

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