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Weitere Abbildungen von Werken der Ausstellung und Eröffnungsrede

 

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Gegenüber

 

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SCHOENHOLTZ

 

 

 

Säule, 2001
Muschelkalk, 64 x 25 x 25
2 900 €

Fünf, 1999
Muschelkalk, 4-teilig, 96 x 33 x 27
5 000 €

Baum, 2003
Muschelkalk, 55 x 18 x 18
2 000 €

 

Figur nach vier Seiten, 1989
Muschelkalk, 5-teilig, 40 x 86 x 98
4 500 €

Zehnteilig Gefaßt, 1997
schwarzer Marmor, 10-teilig, 72 x 40 x 37
10 000 €

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Zehnteilig Gesetzt, 1999
Muschelkalk, 10-teilig, 24 x 24 x 48
2 100 €

Stilleben, 2001
Marmor, Basalt, 15 x 39 x 41
2 000 €

 

 

Kleiner Block aus vier Teilen, 2000
Carrara-Marmor, 11,5 x 22 x 20
1 200 €

Zwei Drei, 2002
Eisen, 3-teilig, 8,5 x 10 x 8,5
800 €

Kleine Raumfigur, 2000
Carrara-Marmor, 17 x 25 x 11
1 000 €

 

SELTMANN

 

 

 

  

 

 

 

insekt, 2000
Mischtechnik auf Leinwand, 80 x 100
1 850 €

alles was ich über steine weiß, 1996
Mischtechnik auf Leinwand, 145 x 165
4 800 €

winter 2003, 2003
Mischtechnik/Leinwand, 165 x 125 4.300 €

bienen, 2000
Mischtechnik auf Leinwand, 130 x 150
4 300 €

bretonische herzen, 1996
Mischtechnik auf Leinwand
4 700 €

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selbstbildnisse-deutschlandbilder, 1999
Mischtechnik auf Leinwand, 80 x 100
1 850 €

teichhuhn II, 2004
Mischtechnik auf Leinwand, 175 x 150
4 900 €

hühnchen, 2002
Mischtechnik/Leinwand, 165 x 125
4 300 €

 

selbstbildnisse-deutschlandbilder, 1999, Mischtechnik auf Leinwand, 90 x 140, 2 900 €

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sage, sage schnitten man muss, 2003
Mischtechnik auf Papier, 50 x 63
720 €

hand und fuß, 2003
Mischtechnik/Papier, 29,2 x 21
310 €

frühstück und abendrot, 2003
Mischtechnik auf Papier, 50 x 63
720 €

 

Petra Hornung: Rede zur Eröffnung der Ausstellung am 13. Februar 2004

Sehr verehrte Gäste, liebe Kerstin Seltmann, lieber Michael Schoenholtz, lieber Karger,
der deutsche Philosoph Emanuel Kant muß diese Ausstellung im Blick gehabt haben, als er über die Prämissen des ästhetischen Genusses schlechthin nachgedacht hat, wonach es um das "interesselose Schauen" geht. Nicht – um einen Irrtum vorzubeugen – nicht um das Schauen ohne Interesse; sondern um jene Situation, die sozusagen die Faszination an sich meint, sich ausschließlich und mit allen Sinnen auf die Gestalt , derer man ansichtig wird zu konzentrieren: Frei von der Dominanz einer unmittelbaren Zweckgerichtetheit! Sehen und staunen.
Genuß der reinsten Art.
So ging es mir, als ich diese Ausstellung hier zum ersten Mal betreten haben. Ich war gefaßt auf eine hochinteressante, schöne und kontroverse Schau – weil ich die Kunst von Seltmann und Schoenholtz eh sehr verehre.
Aber ich war nicht gefaßt auf die überwältigende Wirkung, die von den Bildern und Zeichen aus direkt auf die eigene Wahrnehmung trifft. Die Räume sind gefangen in jener schwerwiegenden Atmosphäre, die eine Andacht anbahnt, der man schlicht ausgeliefert ist, die aufnehmen läßt um sich alsbald wieder zu versenken.
Blau scheint auf: ist Nacht oder Quarz, Himmel oder Abgrund, aus weiter Ferne schon bereits am Eingang zu dieser Ausstellung ist die Berührung zu spüren, steigert sich zu einer Anziehung der man unbedingt folgt. Das schöne ist, daß man sich die Zeit für den Weg dorthin nimmt; vorbei an Zeichnungen von Kerstin Seltmann, die in ihrer Kostbarkeit einen Reichtum verschwenden, den es nur eigentlich in unseren Träumen gibt. Kleine Malereien sind das, die ihre Dimensionen aus Spaß minimiert haben. Die Steine von Michael Schoenholtz markieren Einkehr, seinen ihr Wissen verschlossen zu haben und verströmen von dort aus eine Kraft um sich herum, die sich unseren Respekt nimmt – einfach so. Tief drinnen – in der Mitte seiner Skulpturen – so beginnen wir zu begreifen – ist Unterbewußtes aufgehoben. Sie werden zu Zeichen, die ihren Ernst so meinen.

Michael Schoenholtz, 1937 in Duisburg geboren, ist seit 1971 Professor für Bildhauerei an der Hochschule/Universität für Bildende Künste in Berlin.
Kerstin Seltmann, 1961 in Berlin-Lichtenberg geboren, ist seit 1983 freie Malerin.

Zwei Welten, zwei Kunstwelten stehen sich in höchst eigener Autonomie – quasi in komplimentärer Aura gegenüber.
Im Grunde kann man davon ausgehen, daß sich deshalb naturgemäß die Tangenten so ohne weiteres nicht zulassen.
Aber – sie sind präzise gewählt. Die konzentrierten Berührungspunkte, die zunächst nur einen subtilen Dialog miteinander eingegangen sind, haben sich unversehens aus dem "Gegenüber" gelöst, greifen ineinander und tragen – völlig ungeahnt – eine deutlich ähnliche Botschaft in sich, die in der Ausstellung zu einer Balance findet, die nur in den spannungsreichen Harmonien der ganz großen Meister vorkommt.
Jede der beiden Künstler ist viel zu sehr Idealist, als daß sich ihre Kunst eine Richtung zuordnen ließe. Grenzgänger, bei denen die Bilder, die Figuren, aus zutiefst organischer Herkunft kommen. Nur haben sie sich halt in je unterschiedlicher Richtung gewandelt.
Einfühlung und Abstraktion richten ihr Maß nach eigenem mentalen Temperament. Man könnte fast von einer reziproken also umgekehrte Abstraktion sprechen, die von Innen nach Außen vor sich geht – wie in der Malerei von Kerstin Seltmann: Schicht für Schicht, zerstört, wieder übermalt, ans Kreuz genagelt wieder neu aufgebaut.
Der Kern der Schoenholtzschen Arbeiten liegt in der Mitte, als ein von vornherein so angelegtes Zeichen. Einzig die Oberfläche bietet in ihrer Lebendigkeit in ihrer Durchlässigkeit Zugang – wird selbst zur Form, die ins Innere weist und dringt. Das Prinzip des Bauens ist beiden Künstlern nahe; der geistige Aspekt, die Leidenschaft am künstlerischen Tun: "Handeln erscheint mir wichtiger als träumen." schreibt Germain Richier.
Schoenholtz Zuneigung zu Gesetzlichkeit, das ausgesprochen klassische Bewußtsein mit Masse und Volumen ihre Dreidimensionalität zu feiern – lassen seine Steine: Marmor, Muschelkalk, Sandstein schwer wiegen in einer Art vierten Dimension. Transparenz wird nicht geduldet, Bewegtheit als mögliche Bildhauerische Illusion ist tabu.
Seine Skulpturen stiften seine Stille, sie in ihrer Gewalt ebenso beunruhigt, wie sie uns zur Ruhe kommen läßt.
Sie sind wie die Elemente dieser Welt: geheimnisvoll, ungestüm, souverän. Sie sind wahr in ihrer empfindlich irritierenden Asymmetrie. Und sinnlich durch die Unpoliertheit ihrer Oberflächen. Letztlich sind sie von dieser Art Zeichen, die nie jung waren und die nicht alt werden können. Sie haben keine Zeitlichkeit und sie haben die Gewißheit, daß sie bleiben werden.
Ihre Teilung, Ihre Einteilung geben sie sich selbst vor – nicht etwa der Zufall oder das Begehren eines Außenstehenden. Fügung nennt man das. Eins ins Andere. Den Halt gibt die eigene Mitte.
Unabhängig, ob das ganze fest zusammenhält oder sich in Einzelnes auseinander nehmen läßt: Man wagt nicht zu probieren, ob da wohl was wackelt – Kann sein Du wirst dafür auf der Stelle vom Blitz erschlagen.
Schoenholtz richtet sich nach ganz alten Gesetzen: Es sagt: Da bin ich auf der sicheren Seite. Den goldenen Schnitt zum Beispiel nimmt er für sich und leitet daraus die eigenen Gewichtungen ab: eine geladene musikalische Stimmigkeit, die die Dissonanzen ebenso hütet – wie zügelt.
Der Anteil des Lebendigen – wann man so will – das Kreatürliche hingegen ist in den Bildern von Kerstin Seltmann von entscheidender Bedeutung: erlebt, behutsam konturiert, umgewertet, zerstört - bis auf einer anderen Ebene der gemachte Fund eine neue Dimension erfahren kann.
Diese Klärung führt zu jener beunruhigenden Dramatik, die sich unversehens in Melancholie wandelt; hybride Ansätze zelebriert, um sie im nächsten Moment als Farbinsel oder Detail im Bild zu verselbständigen. Ihre Bild-Stücke sind von der Form her nicht kämpferisch auch nicht barock. Sie wirken manchmal gefährlich in ihrer Zurückgenommenheit; und im nächsten Moment so gefährdet, daß sie im Bild selbst geschätzt werden müssen. Umformen entstehen. Läßt man sich ein auf die zwiespältige Gefühlsebene, verspricht die Augenreise den Blick auf im innersten Verborgenes. Nur erweist sich die vorgebliche Transparenz als Täuschung. Uns bleibt die Umkreisung. Der Zugang zum Intimen ist verstellt; ist tabu.
Mit zarter aber konsequenter Akribie, mit kühlem Kalkweiß ist der Einblick zugesponnen, abgeschottet – zumindest verhüllt. Farbe glüht auf. Die Prinzipien von Kerstin Seltmann sind nicht homogen, wie z.B. bei Schoenholtz. Sie unterwerfen sich einzig dem Ansinnen der Künstlerin und das kann sich ändern, wie ihre Geschichten, die sie findet. Allein in ihren tiefen, vielfachen geschichteten Malgründen scheint ebenso wie bei Schoenholtz Unterbewußtes auf; Leben und Tod. Mann und Frau, Erde. Die großen Wörter, vor denen man immer ein wenig scheu hat, gehören hier her. Tiefes Grün wird begleitet und damit gemildert vom Weiß, Rot als potentielle Gefährtin, ein Auge, ein Insekt, ein Bein; Blutkreislauf, Wiederbelebung oder Lethargie. Die gebaute Harmonie ist nie bereit ihren Anspruch einzulösen. Der Friede im Bild ist aussichtslos, bis der große Atem ihrer gemalten Infragestellungen zur beruhigten Gewißheit finden.
Hier in diesem Raum sind wir endlich angekommen. Angekommen ist präzise. Und man hat damit zu tun, die eigene Gefühlslage zu klären.
Es ist schon eigenartig in welchem Maße Kunst zugleich verunsichert und beruhigt. Dieses Gefühl der Weihe: die Konfrontation mit gleich allen Wahrheiten dieser Welt aller Freude und aller Trauer: ist fremd.
Abwehr scheint auf, denn es paßt so gar nicht in diese Zeit der Moden und der ganz groben Späße und Lacher um uns herum.
Und nichts enthebt uns dieser ungewohnten Andacht – vor dem Bild das so Pieta wird vor dem Zeichen das zum Denkmal wird.
Es gibt kein Entrinnen aus diesem klerikalen Raum. Es bleibt nur die Möglichkeit sich einzulassen.
Und wenn man den Mut hat, sich dieser Kunst zu nähern, könnte das ein Weg sein, wider zu Kraft und Widerstand also zu sich selbst zukommen. Ich wünsche allen viel Glück dabei.

 Die Orthographie folgt dem Manuskript der Rednerin.
 

 

   

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